Gestern ist erneut ein Mensch in Dortmund im Zusammenhang mit einem Polizeieinsatz verstorben, gerade einmal etwas mehr als zwei Monate, nachdem Polizist*innen Mouhamed Lamin Dramé erschossen haben.
Wir wissen noch nicht, was genau geschah, aber die Schilderungen der Zeug*innen und die Darstellung der Polizei lassen darauf schließen, dass es sich um einen obdachlosen Mann in einer psychischen Ausnahmesituation gehandelt hat, der in Dorstfeld nach Einsatz eines Tasers zusammengebrochen und wenig später in der Klinik gestorben ist. Wir möchten hier nicht über das genaue Einsatzgeschehen spekulieren. Auf die tödlichen Gefahren der angeblich nicht-tödlichen Waffe Taser, gerade für Menschen mit Herzerkrankungen, sind Andere schon ausführlich eingegangen.
Wir möchten hier darauf eingehen, dass Obdachlose, wie Angehörige anderer marginalisierter Gruppen, besonders oft von tödlicher Polizeigewalt betroffen sind. Das ist Teil und Spiegel der strukturellen Diskriminierung, derer sie in unserer Gesellschaft ausgesetzt sind. In vielen Fällen ist diese Diskriminierung intersektional (Intersektionalität = Verschränkung mehrerer Diskriminierungsformen), da viele Obdachlose unter psychischen und physischen Erkrankungen leiden – entweder Gründe oder Folgen des Lebens auf der Straße – und von Rassismus betroffen sind. Hilfsangebote gibt es zu wenige und oftmals sind sie mit Barrieren versehen, sodass viele Menschen davon ausgeschlossen sind. In der Gesellschaft werden sie oft nicht als gleichwertige Mitglieder angesehen, und auch die Polizei begegnet ihnen in der Regel nicht auf Augenhöhe, sondern als reines Repressionsorgan.
Wir als Bürgerinitiative Schlafen statt Strafen fordern die lückenlose Aufklärung der Todesumstände und die sofortige Beendigung der Tasereinsätze! Unsere Gedanken sind bei der Familie und Freund*innen des Verstorbenen.