Dortmund. Schon seit längerer Zeit prangert die Initiative „Schlafen statt Strafen“ die zunehmende Verdrängung obdachloser Menschen aus der Dortmunder Innenstadt an. In den vergangenen Monaten hat sich der Bereich um den Hauptbahnhof zu einem Hotspot der Verdrängung entwickelt, an dem Ordnungsamt, Bundespolizei und DB Security gemeinsam gegen dort lebende und sich aufhaltende Menschen vorgehen und sich dabei auch immer wieder im Graubereich zur Kompetenzüberschreitung bewegen. Vor wenigen Wochen, um den 23.03.2023, wurde das Nachtlager mehrerer Menschen unter der Treppe des linken Außenaufgangs zu den Gleisen 2-6 ohne Vorwarnung geräumt. Die Habseligkeiten der Menschen wurden teils entwendet und entsorgt und anschließend ein Gitterkäfig angebracht, der den Zugang zum Raum unter der Treppe verhindert. „Schlafen statt Strafen“ verurteilt dieses unnötig harte Vorgehen scharf. Pressesprecherin Anna Flaake: „Wir sehen hier eine weitere Stufe der Eskalation im Vorgehen von DB, Polizei und Stadt Dortmund mit dem Ziel, obdachlose Menschen aus dem öffentlichen Raum der Innenstadt zu vertreiben. Dabei wird die Würde dieser Menschen, die hier einfach nur einen halbwegs geschützten Platz zum Schlafen gefunden hatten, mit Füßen getreten.“
„Schlafen statt Strafen“ ist mit den Menschen, die von dieser Stelle geräumt und vertrieben wurden, in engem Austausch. „Wir haben an dieser Stelle, obwohl wir immer ruhig waren und den Schlafplatz so sauber wie möglich gehalten haben, schon oft Platzverweise vom Ordnungsamt erhalten“ berichtete einer der Betroffenen der Initiative (Anmerkung: Das Gelände gehört der Deutschen Bahn, weshalb das kommunale Ordnungsamt hier eigentlich gar nicht ohne Weiteres tätig sein dürfte), und weiter „Wir haben trotzdem nicht damit gerechnet, dass wir ganz von dort verjagt werden.“ Die Betroffenen erzählten, dass sie morgens vom Ordnungsamt geweckt wurden, mit der unvermittelten Ankündigung, dass die Räumung gleich beginnen würde. Tatsächlich erschien wenig später die EDG, die unter Aufsicht der Bundespolizei alle Habseligkeiten, die die Betroffenen nicht tragen konnten, direkt entsorgte. Ein*e Streetworker*in, die *der von den Betroffenen herbeigerufen wurde, versuchte zumindest die Zerstörung des Eigentums der Betroffenen zu verhindern, aber leider ohne Erfolg. „Wir haben an dem Morgen unseren Schlafplatz und einen großen Teil unserer Sachen verloren, und wir wissen immer noch nicht, warum“, so eine der betroffenen Personen.
Die Initiative „Schlafen statt Strafen“ ist zutiefst schockiert von der erneuten Verdrängung und dem Vorgehen von DB, Polizei und Ordnungsamt. „Es ist ein Skandal, dass diese Menschen vertrieben wurden, und das, ohne ihnen die Chance zu geben, sich vorzubereiten und wenigstens ihre wenigen Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen“ sagt Anna Flaake. „Dass nur wenig später an dieser Stelle für viel Geld ein Käfig installiert wurde, der den Bereich unter der Treppe absperrt, zeigt, dass es nicht um diese speziellen Menschen ging, sondern allgemein obdachlose Menschen vom Bereich um den Bahnhof verdrängt werden sollen. Dabei hat die Bahn doch eigentlich genug wichtige Probleme und Baustellen, die endlich angegangen werden sollten.“
„Schlafen statt Strafen“ ist im engen Kontakt mit den Menschen, die verdrängt wurden. Sie und weitere von Obdachlosigkeit betroffene Menschen sind in der Initiative organisiert und setzen sich dort für die Verbesserung ihrer Lebenssituation ein. Für den Moment haben sie einen neuen sicheren Schlafplatz, aber ihre allgemeine Situation ist prekär und sie wünschen sich einen würdevollen Umgang und dass die Stadt Dortmund endlich Perspektiven aus der Obdachlosigkeit bietet, anstatt nur immer neue Runden von Verdrängung. „Schlafen statt Strafen“ appelliert an die Deutsche Bahn, die menschenfeindliche Verdrängungspraxis zu beenden und den Raum unter der Treppe unverzüglich wieder zugänglich zu machen. Außerdem fordert die Initiative, dass eine finanzielle Entschädigung für die Entwendung und Zerstörung von Eigentum während der Räumung geleistet wird.
Pressekontakt
Schlafen statt Strafen
Telefonnummer: 0160/91035857
Mail: schlafenstattstrafen@riseup.net